#Unternehmensgruppe 11. September 2024

InnoTrans 2024 – im Gespräch mit Uwe Neumann von der DB AG

Unsere Podiumsdiskussion ist das Highlight des SPITZKE-Messeprogramms auf der InnoTrans 2024. Unter dem Thema: „Wir denken weiter: Wo steht die Bahnindustrie in 2035 und wie bauen wir dann?“ werfen Uwe Neumann, Leiter Beschaffung Infrastruktur bei der Deutsche Bahn AG, Dr. Bernhard Lichtberger, Geschäftsführender Gesellschafter/​Chief Technology Officer bei der System7 railsupport GmbH, Markus Hochmuth, Chief Executive Officer bei der OBERMEYER Digital Solutions GmbH, Thomas Zeidler, Geschäftsführer der GI-CONSULT GmbH sowie Mark Fisher, Chief Technology Officer von SPITZKE, am Mittwoch (25. September · 14.00 Uhr · SPITZKE-Stand · Halle 5.2 · Stand 330) ein Blick in die Zukunft der Bahninfrastrukturbranche.

Wir haben unseren Podiumsdiskussions-Teilnehmern vorab einige Fragen gestellt.

Hier lesen Sie unser Kurzinterview mit Uwe Neumann.

Wie würden Sie die aktuelle Situation im System Bahn, insbesondere mit Blick auf die Bautätigkeiten, beschreiben?

Unser Kernprodukt ist das Fahren, nicht das Bauen. Bauen stört das Fahren. Das Bauen kostet uns Kapazität. Per se wird aus dieser Perspektive immer zu viel gebaut. 😉 Jedoch sind das Bauen und Instandhalten eine Notwendigkeit eines jeden Anlagenbetreibers. Dass wir in der Vergangenheit zu wenig gebaut haben, führt nun dazu, dass wir massiv aufholen müssen, damit sich unsere aktuell schlechte, ich würde sogar sagen bisweilen desolate Produktqualität, so schnell wie möglich verbessert. Dafür brauchen wir Partner, die mutig mit uns neue Wege gehen. Es muss schneller gehen, ganzheitlicher, mit einem klaren Versprechen, dass danach für eine lange Zeit Bauruhe ist, und es muss billiger werden. Das Bauen ist in den letzten Jahren einfach viel zu teuer geworden.

Auf der InnoTrans 2024 diskutieren Sie mit uns zu dem Thema: „Wir denken weiter: Wo steht die Bahnindustrie in 2035 und wie bauen wir dann?“ Was würden Sie heute auf die Frage antworten?

Die Bahnindustrie ist dann hoffentlich Vorreiter in Sachen Innovation, aktuell sind wir im Vergleich zu den anderen Verkehrsträgern eher Schlusslicht. Bereits pünktlich Züge und Maschinen auszuliefern, stellt ein Problem dar. Digitaler Bahnbetrieb scheitert an der Finanzierung. Zulassungsprozesse dauern und dauern und statt weniger wird die Bürokratie mehr und mehr. Klar hat das etwas damit zu tun, dass wir viele Menschen und Güter auf einmal transportieren und damit das Gefährdungspotential extrem hoch ist. Jedoch wollen wir doch die Antwort sein für die Mobilität der Zukunft, die vernetzt, einfach, preiswert und grün ist. Genau dafür braucht es heute den Mut, neue Wege zu gehen, sonst wird es eine andere Zukunft geben, als die von mir erträumte.

Meine Vision vom Bauen in der Zukunft ist Lego. Hoch standardisiert, schnell und verlässlich. Bekanntlich sind wir schneller, wenn wir die Dinge wiederholen und sich Lerneffekte einstellen. Damit ist jedes Projekt immer noch individuell aber hoch standardisiert aufgebaut. Wir müssen das Planen und Bauen industrialisieren und jedwede Verschwendung aus dem System boxen.  Automatisierung wird erst über Standards und Stabilität möglich, selbst KI braucht strukturierte Daten. Daher wünsche ich mir für den Bau eine Industrieinitiative ähnlich „Deutschland – Land der Ideen“, aus der Forschungscluster entstanden sind.

Welche Meilensteine müssten wir setzen, damit das Bild einer starken Schiene mit einer stärkeren und noch leistungsfähigeren Bahninfrastrukturbranche 2035 greifbar wird?

Lassen Sie uns erst einmal gemeinsam die Notwendigkeit erkennen und eine Community bilden, die genau daran GEMEINSAM arbeiten und investieren möchte. Forschung und Entwicklung braucht Fokus und gebündelte Ressourcen.

Welchen Beitrag können Politik und Industrie leisten?

Ich wünschte mir, dass die Politik Forschung- und Entwicklung deutlich stärker fordert und fördert. Die Instrumente dafür sind da, erprobt und gut aber irgendwie in Vergessenheit geraten. Auch brauchen wir gerade für die Schiene langfristige Finanzierungssicherheit. Unternehmungen brauchen eine Perspektive, die deutlich weiter reicht als eine Wahlperiode. Und von der Industrie wünschte ich mir, dass sie unsere Ziele zu ihren Zielen macht, um gemeinsam mit uns das Bauen für die Schiene zur Nebensache werden zu lassen. Unser Ziel ist es, die bestmögliche Mobilität für die Industrie und die Menschen in Deutschland zu erreichen.