#Menschen 19. September 2022

InnoTrans 2022: Im Gespräch Winfried Zuber von der WSP Infrastruktur Engineering GmbH

Auf der InnoTrans 2022 diskutieren am Mittwoch (21. September 2022 · 15.30 Uhr · SPITZKE-Stand · Halle 5.2 · Stand 320) im Rahmen der SPITZKE-Podiumsdiskussion Jens Bergmann, Vorstand Infrastrukturplanung und -projekte, Vorstand Finanzen und Controlling der DB Netz AG, Dr. Ben Möbius, Hauptgeschäftsführer des VDB, Mark Fisher, CTO der SPITZKE SE, Jan Grothe, CPO der DB AG,  sowie Winfried Zuber, Geschäftsführer der WSP Infrastruktur Engineering GmbH, zu dem Thema: „Partnerschaftliches, modernes, effizientes Bauen konsequent weiterdenken!“. Wir haben den Podiumsteilnehmenden vorab schon einmal drei Fragen gestellt.

Hier lesen Sie das vierte Kurzinterview mit Winfried Zuber (Geschäftsführer der WSP Infrastruktur Engineering GmbH).

Herr Winfried Zuber, der Verkehr zur Schiene gilt als eines der Schlüsselelemente für eine nachhaltige, klimaschonende Mobilität. Was muss sich ändern, damit unser Bahnsystem diese Rolle gut ausfüllen kann und wir es schaffen, künftig deutlich mehr Personen- und Güterverkehr auf die Gleise zu bringen?

Entscheidend dafür ist aus meiner Sicht die Kunden- bzw. die Fahrgastperspektive. Hier müssen wir die Akzeptanz steigern. Das erreichen wir durch eine ausreichende Anzahl attraktiver Verbindungen sowie ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit bei angemessener Wirtschaftlichkeit. Wachsende Fahrgastzahlen und ein steigendes Güterverkehrsaufkommen bringen aber auch neue Herausforderungen mit sich. Bereits heute wird das Netz der DB an seiner Kapazitäts- und Leistungsgrenze betrieben. Eine Rekordanzahl von parallel geführten Bauvorhaben führt eben auch zu Einschränkungen und beeinflusst die Zufriedenheit seitens der Fahrgäste und Güterverkehrskunden.

Daraus folgt, dass wir den Ausbau und die Modernisierung des Schienennetzes zwingend weiter vorantreiben müssen. Das betrifft die Modernisierung des Gesamtsystems als solches, um den maximalen Nutzen in Planung, Bauausführung und Systemimplementierung für den Regelbetrieb zu ermöglichen. Des Weiteren müssen wir die flächendeckende Einführung digitaler Stellewerkstechnik, die Erneuerung von Oberbau und Gleisanlagen, die Modernisierung und nicht zuletzt die Elektrifizierung weiter forcieren. Wesentlich ist dabei, die Bauprojekte von der Planung bis zur Inbetriebnahme deutlich schneller zu realisieren, als es heute der Fall ist.

 Aus Sicht der Planer: Welchen Beitrag kann die Bahnindustrie zur Erreichung der Ziele leisten?

Wir sind bereits auf einem guten Weg, müssen aber auch künftig weitere innovative Ansätze in der Projektvorbereitung, der Planung und Realisierung verfolgen, die eine schnellere und reibungslosere Realisierung ermöglichen. Die frühzeitige Einbindung der Bahnindustrie, ganzheitliche Ansätze und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Bahnindustrie sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Durch eine frühzeitige Einbindung bereits in die Vorplanung können spätere Korrekturbedarfe minimiert werden. Unerlässlich dafür sind eine der Entwurfsplanung vorausgehende Bestandsvalidierung sowie eine Dokumentation auf digitalen Plattformen, die eine effiziente Weiterbearbeitung ermöglichen. Wir müssen das ohne Frage vorhandene Know-how unserer Systemlieferanten und Bahnbauunternehmen nutzen und mit ihnen zusammen die Voraussetzungen für schnellere Planungsdurchläufe und Genehmigungen schaffen und so eine technisch, baubetrieblich und kostenoptimale Realisierung auf Basis modernster Bau- und Baubetriebstechnik erreichen. Ein wesentliches Element dafür stellt sicherlich die Verzahnung von Entwurfs- und Ausführungsplanung dar.

Dafür müssen wir uns ganzheitliche Ansätze und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit konsequent auf die Fahnen schreiben. Das gemeinsame Projektziel steht im Fokus, auf dessen Realisierung alle Partner mit ihren jeweiligen Aufgaben und Rollen, mit klaren Verantwortlichkeiten und einer konsequenten Ziel- und Kostenorientierung zuarbeiten. Grundlage dafür müssen angemessene Rahmenbedingungen und entsprechende vertragliche Abgrenzungen sein.

 Auf der SPITZKE-Podiumsdiskussion diskutieren Sie zum Thema „Partnerschaftliches, modernes, effizientes Bauen konsequent weiterdenken!“. Auf welche Aspekte kommt es aus Ihrer Sicht dabei an?

Die wesentlichen Faktoren sind, wie bereits angesprochen, eine frühzeitige Einbindung und die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie die Verfolgung ganzheitlicher Ansätze. Im Bereich der Planung bedeutet dies, dass wir uns auf festgelegte betriebliche Anforderungen sowie vollständige, aktualisierte und ggf. vor Ort validierte Bestands- und Planungsgrundlagen verlassen können müssen. Dabei müssen wir auf eine durchgängig digitale Datenhaltung und eine gemeinsame Projekt-Plattform setzen. Ein wichtiger Faktor ist die Kontinuität, die wir von Beginn an in unserer Planung anstreben müssen. Wenn wir die Einbindung der Bahnindustrie in den Blick nehmen, dann sollte unser Ziel die Durchgängigkeit der Projektpartner von der Entwurfsplanung über alle Phasen der Realisierung hinweg bis zur Inbetriebnahme und Bestandsdokumentation sein. Dazu gehört ein regelmäßiger und partnerschaftlicher Dialog zwischen Auftraggeber, Planern sowie der Bahnindustrie und der Bauwirtschaft. Darüber hinaus müssen wir angemessene Rahmenbedingungen schaffen, die eine dialogorientierte und partnerschaftliche Projektrealisierung fördern, Aufgaben, Rollen und Verantwortlichkeiten eindeutig definieren. Zusammengefasst muss es unser Ziel sein, dass alle Projektbeteiligten konsensual nach Lösungsansätzen für die vereinbarten Projektziele streben.

#InnoTrans #Bahninfrastruktur