Auf unserem Praxisfeld lernen unsere Azubis viele Handgriffe rund um ihre jeweiligen Ausbildungsberufe. Seit Kurzem stehen dort auch zwei Oberleitungsmaste, deren Errichtung ziemlich spannend war. Ein Blick hinter die „Kulissen“.
Unser Praxisfeld ist ein waschechtes Azubiprojekt. Zugegeben – ein bisschen Unterstützung durch unsere Ausbilder*innen und Fachprofis gab´s natürlich, aber an sich ist es nahezu vollständig von unseren Auszubildenden gebaut worden. Beim Stellen der zwei neuen Oberleitungsmaste, denen voraussichtlich weitere folgen werden, konnten sich unsere Nachwuchskräfte erneut auf die erfahrenen Profis verlassen.
Den Anfang machte unser Vermessungsteam, das auf den Millimeter genau die in der Planung vorgesehenen Mastpositionen eingemessen hat – genauso, wie es draußen auf den Projekten geschieht. Das ist wichtig, damit die Maste genau an der Stelle errichtet werden, wo wir sie benötigen. Zum Einsatz kam dabei eine sogenannte Totalstation vom Typ Trimble SX12 – echte High-Tech. Die Trimble muss zuerst stationär auf das zugrunde liegende Vermessungsraster ausgerichtet werden. Danach arbeitet der Sensorkopf mit Foto- und Lasersensorik automatisch die einzelnen Messpunkte ab, sodass ein Kollege lediglich den Reflektor auf den jeweiligen Messpunkt setzen muss. Das Gerät folgt dabei dem Reflektor selbstständig, vermisst und speichert die Daten automatisch. Auch 360°-Scans sind möglich. Für das Stellen unserer Maste genügten aber einzelne Messpunkte.
Die Maste selbst stammen von einem unserer Tochterunternehmen, der MuR-STAHLBAU GmbH in Naumburg an der Saale. Da auf dem Praxisfeld unterschiedlich konstruierte Masttypen für das praxisnahe Lernen stehen sollen, diese aber dennoch in bestimmten Parametern übereinstimmen müssen, wurde einer der Maste eingekürzt und neu verschweißt. Dies haben zwei unserer Ausbilder aus unserem Ausbildungszentrum mit Unterstützung unserer Azubis übernommen.
Anschließend konnte mit der Gründung begonnen werden – buchstäblich die Basis einer jeden Oberleitungsanlage. Ein Mast muss je nach Einsatzbereich großen Kräften standhalten: einerseits der Zugkraft der daran montierten Oberleitungsanlagen und zum anderen den Naturgewalten. Wie jedes höhere Bauwerk muss ein Mast bspw. starkem Wind trotzen und so fest im Untergrund verankert sein, dass er nicht unterspült werden kann. Diese Anforderungen können ebenso wie die Bedingungen vor Ort variieren. Daher kommen je nach Rahmenbedingungen auch unterschiedliche Gründungsverfahren zum Einsatz. Bei den meisten wird ein Gründungsrohr in die Erde getrieben, dass eine beachtliche Länge haben kann. Auf dieses Gründungrohr wird anschließend ein Betonfundament gesetzt, das mit schnell härtendem Flüssigbeton verfüllt wird. Auf unserem Praxisfeld haben diesen Job unsere Gründungsspezialisten aus Leer übernommen. Anders als auf der freien Strecke, wo meist große Gleisbaurammen mit einem sogenannten Dieselbär das Gründungsrohr buchstäblich in den Boden hämmern, kam auf unserem Praxisfeld eine Vibrationsramme zum Einsatz. Die Vibrationsramme hat den Vorteil, dass sie als Arbeitsmodul für Zweiwegebagger konzipiert ist und daher auch auf kleinerem Raum, bspw. in der Nähe von Wohngebieten und bei für Erschütterungen empfindliche Infrastruktur genutzt werden kann. Mit ihr wird das Gründungsrohr in Schwingung versetzt und sozusagen in das Erdreich hineingerüttelt.
Nach dem Aushärten des Betons konnten unsere Leeraner Kollegen die neuen Maste auf das Fundament setzen, justieren und verschrauben. Auch das ist gewissermaßen Millimeterarbeit und braucht ein eingespieltes Team.
Jetzt fehlten nur noch die Ausleger und die Fahrdrähte. Deren Montage haben die Kollegen aus unserem Unternehmensbereich Ausrüstung/Elektrotechnik übernommen. Normalerweise elektrifizieren unsere Oberleitungs-Teams ganze Strecken im Nah- und Fernverkehr – aber auch bei zwei Schulungsmasten muss alles perfekt sitzen. Dafür kam ein Zweiwege-Oberleitungsmontagefahrzeug OMF zum Einsatz. Nach den professionellen Handgriffen der Kollegen war es geschafft und unsere Praxisfeld um einige Schulungsoptionen und unsere Azubis um einiges an Erfahrung reicher.