#Unternehmensgruppe 04. September 2023

Railway Forum 2023: Im Gespräch mit CTO Mark Fisher

Auf dem Railway Forum 2023 sprechen am Mittwoch (6. September 2023 · 11:45 – 12:35 Uhr · Main Stage) Hans Peter Lang, CTO der DB Systemtechnik GmbH, Mark Fisher, CTO der SPITZKE SE, und Stefan Gladeck, Direktor SKF EMEA Railway der SKF GmbH, im Rahmen der Master Class „Mehr Kapazität auf der Schiene: Wie gelingt die Beschleunigung der Mobilitätsrevolution?“. Wir haben Mark Fisher vorab drei Fragen gestellt.

Herr Fisher, das Thema Ihrer Master Class beim Railway Forum lautet: „Mehr Kapazität auf der Schiene: Wie gelingt die Mobilitätsrevolution“. Welche Herausforderungen gilt es diesbezüglich für ausführende Unternehmen im Bereich der Bahninfrastruktur zu bewältigen?

Es geht vor allem darum, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, die geplanten großen Bauaufgaben mit dem Ziel der angestrebten Kapazitätssteigerung im deutschen Schienennetz zur Zufriedenheit unserer Kunden zu bewältigen. Dafür braucht es qualifizierte Firmen im Bereich des Bauens, eine hohe Verfügbarkeit von Maschinenkapazitäten und Bedienenden, aber auch viele Planungsfirmen und andere Gewerke, bspw. Bauüberwachungen. Diese sollten dann bestenfalls mit hoher Fachkompetenz, Motivation und gleichem Projektverständnis eng und gemeinsam mit einem partnerschaftlich agierenden Auftraggeber die Projekte vorbereiten und durchführen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, dann können wir gemeinsam die immensen Bauaufgaben der Zukunft bewältigen.

Mit Ihrem Themenfokus „Komplexe Großprojekte im Bahnbau komprimiert, schneller und partnerschaftlich realisieren“ betrachten Sie das Thema aus Sicht der ausführenden Unternehmen, beziehen aber auch die Deutsche Bahn als Hauptauftraggeber mit ein. Auf welche Aspekte kommt es in diesem Zusammenspiel insbesondere an?

Als Unternehmensgruppe SPITZKE sind wir mit unseren verschiedenen Kompetenzen sehr gut aufgestellt, um mit unseren Kunden auch komplexe Projekte ohne große Reibungsverluste in der Schnittstellenkommunikation realisieren zu können. Wie ich eingangs schon andeutete, muss es jedoch darum gehen, so früh wie möglich alle Beteiligten – also nicht nur Auftraggeber und Auftragnehmer, sondern auch Gemeinden, Behörden, Anrainer und auch die Bevölkerung – an einen Tisch zu bekommen, um Entscheidungen im Vorfeld treffen zu können.  In den kurzen, zur Verfügung stehenden Bauzeiten bleibt dafür keine Zeit.  Die anstehenden Aufgaben sind so umfassend, dass die Bauunternehmen diese auf herkömmliche Art und Weise allein nicht bewältigen können. Grundsätzlich müssen die Zeiträume zwischen Grundlagenermittlung, Planung und Ausführung verkürzt werden, um das geplante Pensum erreichen zu können. Zusätzlich muss dies aber effektiver und partnerschaftlicher als bisher geschehen. Hinzu kommt, dass wir aufgrund des hohen Bauvolumens einerseits und der geringen Zeit anderseits die Maßnahmen komprimierter und schneller abarbeiten müssen. Dies gilt insbesondere für die sogenannten Korridorprojekte.

Zudem hat der Kunde bei seiner Bauplanung neben der anspruchsvollen Aufgabe, Umleiter- und Schienenersatzverkehre einzurichten, gleichzeitig andere Instandhaltungsmaßnahmen so zu organisieren, dass Personen und Güter nach wie vor transportiert werden können. Darüber hinaus gilt es, die Kund*innen der Bahn für die damit einhergehenden Störungen im Bahnbetrieb zu sensibilisieren, damit sie Verständnis für die Maßnahmen aufbringen.

Korridorprojekte werden künftig die Arbeiten der Bahninfrastrukturspezialisten dominieren. Welche Veränderungen sind zu erwarten?

Als Korridore hat die Deutsche Bahn Hochleistungsabschnitte ihres Streckennetzes identifiziert, die besonders stark frequentiert sind und damit eine große Bedeutung für den Schienenverkehr in Deutschland haben. Der Gedanke ist nun, diese Strecken für mehrere Monate aus dem Betrieb zu nehmen und komplett zu sanieren, anstatt über Jahre immer mal wieder kurze Sperrungen für einzelne Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen. SPITZKE hat Erfahrung mit der Realisierung von umfangreichen Großprojekten. Die zeitgleiche, vollumfängliche Sanierung von Oberbau, Oberleitung, Bahnhöfen und die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik innerhalb eines kurzen Zeitraums ist ohne Frage ein Novum. Dadurch erreichen wir in den Projekten eine Komplexität, die wir als Branche in Deutschland bisher so nicht kannten. Zudem wissen wir bereits, dass es nicht bei einem oder zwei Projekten dieser Größenordnung pro Jahr bleiben wird. Mit der Generalsanierung der Hochleistungskorridore in Vollsperrungen und der hohen Leistungsdichte in kurzer Bauzeit erleben wir einen Paradigmenwechsel, der neben den großen Herausforderungen gleichzeitig große Chancen bietet.   Dafür brauchen wir unter den am Bau Beteiligten aber ein gemeinsames Verständnis und den Willen, etabliertes Vorgehen neu und partnerschaftlich zu denken.“