#Menschen 20. September 2024

InnoTrans 2024 – im Gespräch mit Markus Hochmuth von OBERMEYER

Unsere Podiumsdiskussion ist das Highlight des SPITZKE-Messeprogramms auf der InnoTrans 2024. Unter dem Thema: „Wir denken weiter: Wo steht die Bahnindustrie in 2035 und wie bauen wir dann?“ werfen Markus Hochmuth, Chief Executive Officer bei der OBERMEYER Digital Solutions GmbH, Thomas Zeidler, Geschäftsführer der GI-CONSULT GmbH, Uwe Neumann, Leiter Beschaffung Infrastruktur bei der Deutsche Bahn AG, Dr. Bernhard Lichtberger, Geschäftsführender Gesellschafter/​Chief Technology Officer bei der System7 Railsupport GmbH, sowie Mark Fisher, Chief Technology Officer von SPITZKE, am Mittwoch (25. September · 14.00 Uhr · SPITZKE-Stand · Halle 5.2 · Stand 330) ein Blick in die Zukunft der Bahninfrastrukturbranche.

Wir haben unseren Podiumsdiskussions-Teilnehmern vorab einige Fragen gestellt.

Hier lesen Sie unser Kurzinterview mit Markus Hochmuth.

Wie würden Sie die aktuelle Situation im System Bahn, insbesondere mit Blick auf die Bautätigkeiten, beschreiben?

Die Situation im Bahnsystem ist derzeit geprägt von einem Spannungsfeld zwischen dringenden Modernisierungen, ehrgeizigen Digitalisierungszielen und dem zunehmenden Bedarf an höherer Zuverlässigkeit. Als Schlüsselakteur in der Verkehrswende trägt die Bahn eine entscheidende Verantwortung, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Insbesondere in den Bereichen Bauaktivitäten und Digitalisierung steht das deutsche Bahnsystem vor erheblichen Herausforderungen und tiefgreifenden Veränderungen.

Während sich die Digitalisierung bisher vor allem auf die Planungsphase konzentriert hat, wird zunehmend deutlich, dass eine durchgängige, vernetzte Nutzung der Projektdaten notwendig ist. Diese Daten müssen nicht nur in der Planung genutzt, sondern nahtlos in die Bauausführung integriert werden, um den gesamten Lebenszyklus von Bauprojekten abzudecken. Die digitale Planung sollte daher alle Beteiligten in den Prozess einbinden und den Weg für eine effizientere, vernetzte Zusammenarbeit ebnen. Nur so kann die Bahn auf die steigende Nachfrage reagieren und den Anforderungen der Verkehrswende gerecht werden.

Eine solche umfassende digitale Transformation ermöglicht es, Modernisierungsmaßnahmen gezielter, schneller und nachhaltiger umzusetzen und trägt dazu bei, die langfristige Zuverlässigkeit und Effizienz des Bahnsystems zu steigern.

Auf der InnoTrans 2024 diskutieren Sie mit uns zu dem Thema „Wir denken weiter: Wo steht die Bahnindustrie in 2035 und wie bauen wir dann?“ Was würden Sie heute auf die Frage antworten? 

Im Jahr 2035 sollte die Bahnindustrie stark digitalisiert und nachhaltig ausgerichtet sein. Der Fokus muss auf einer hochautomatisierten, intelligenten Infrastruktur liegen, die sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr effizient unterstützt. Modulares Bauen, Robotik, KI-gestützte Wartung und klimafreundliche Prozesse sollten zum Standard gehören. Durch diese Technologien muss es möglich sein, Bauverfahren effizienter zu gestalten und integrierte Mobilitätslösungen zu schaffen, die den Anforderungen des steigenden Verkehrsaufkommens gerecht werden und gleichzeitig umweltfreundlich und zukunftssicher sind.

Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die digitale Planung, die eine zentrale Rolle in der Transformation der Branche spielen wird. Durch den Einsatz gemeinsamer digitaler Plattformen wird die Kommunikation zwischen Bahnunternehmen, Bauindustrie und Zulieferern entscheidend verbessert. Diese Plattformen ermöglichen eine durchgängige, vernetzte Zusammenarbeit über alle Projektphasen hinweg – von der Planung bis zur Ausführung. Dadurch erhöht sich die Transparenz und Effizienz, da alle Beteiligten in Echtzeit auf aktuelle Daten zugreifen und präzise Entscheidungen treffen können. Digitale Planungslösungen werden somit den gesamten Lebenszyklus der Infrastrukturprojekte optimieren und die Bahnindustrie auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Effizienz unterstützen.

Welche Milestones müssten wir erreichen, damit das Bild einer starken Schiene mit einer stärkeren und noch leistungsfähigeren Bahninfrastrukturbranche 2035 greifbar wird? 

Um das Ziel einer starken und leistungsfähigen Bahninfrastruktur bis 2035 zu erreichen, müssen mehrere Ziele verfolgt werden. Die Modernisierung und der Ausbau der Bahninfrastruktur sind essenziell, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Es müssen neue Strecken gebaut und bestehende Netze optimiert werden, um Engpässe zu vermeiden und die Kapazitäten sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr zu erhöhen. Modulares Bauen und neue Technologien sollten eingesetzt werden, um Projekte schneller und kosteneffizienter umzusetzen.

Die digitale Transformation der Bahnindustrie spielt eine zentrale Rolle. Digitale Planung, Automatisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz für Wartung und Betrieb müssen stark vorangetrieben werden. Die Vernetzung aller Akteure über gemeinsame digitale Plattformen wird die Transparenz, Effizienz und Koordination in Projekten maßgeblich verbessern. Diese Technologien müssen frühzeitig und umfassend in den Lebenszyklus von Infrastrukturprojekten integriert werden.

Eine erfolgreiche Transformation erfordert eine starke Qualifizierungsoffensive. Der Fachkräftemangel muss durch gezielte Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme behoben werden, die auf neue Technologien und digitale Kompetenzen ausgerichtet sind. Die Bahnindustrie muss sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren, um talentierte Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen.

Welchen Beitrag können Politik und Industrie leisten?

Um die Bahnindustrie bis 2035 erfolgreich zu transformieren, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie unerlässlich. Die Politik muss langfristige Investitionen in die Infrastruktur sicherstellen, regulatorische Hürden abbauen und nachhaltige Technologien fördern. Gleichzeitig braucht es gezielte Bildungsinitiativen, um den Fachkräftemangel zu bewältigen. Die Industrie wiederum muss Innovationen in Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit vorantreiben. Digitale Plattformen für nahtlose Projektabwicklungen sowie nachhaltige Bau- und Betriebsprozesse sind entscheidend. Nur durch gemeinsame Anstrengungen beider Parteien kann eine leistungsfähige, digitale und klimafreundliche Bahninfrastruktur geschaffen werden.