#Menschen 13. September 2024

InnoTrans 2024 – Im Gespräch mit Dr. Bernhard Lichtberger von System7

Unsere Podiumsdiskussion ist das Highlight des SPITZKE-Messeprogramms auf der InnoTrans 2024. Unter dem Thema: „Wir denken weiter: Wo steht die Bahnindustrie in 2035 und wie bauen wir dann?“ werfen Dr. Bernhard Lichtberger, Geschäftsführender Gesellschafter/​Chief Technology Officer bei der System7 Railsupport GmbH, Uwe Neumann, Leiter Beschaffung Infrastruktur bei der Deutsche Bahn AG, Markus Hochmuth, Chief Executive Officer bei der OBERMEYER Digital Solutions GmbH, Thomas Zeidler, Geschäftsführer der GI-CONSULT GmbH sowie Mark Fisher, Chief Technology Officer von SPITZKE, am Mittwoch (25. September · 14.00 Uhr · SPITZKE-Stand · Halle 5.2 · Stand 330) ein Blick in die Zukunft der Bahninfrastrukturbranche.

Wir haben unseren Podiumsdiskussions-Teilnehmern vorab einige Fragen gestellt.

Hier lesen Sie unser Kurzinterview mit Dr. Bernhard Lichtberger.

Wie würden Sie die aktuelle Situation im System Bahn, insbesondere mit Blick auf die Bautätigkeiten beschreiben?

Derzeit ist ein Fachkräftemangel in manchen Bereichen zu beobachten. Das führt zu Schwierigkeiten bei der Durchführung von Instandhaltungsarbeiten am Gleis. Dazu kommt der Abgang von Fachspezialisten, die in den Ruhestand gehen und deren Erfahrung nicht weiter nutzbar ist. Eine Herausforderung sehe ich daher im Aufbau entsprechender Nachwuchskräfte. Die Auslagerung von Aufgaben, die vorher von erfahrenen Eisenbahnern durchgeführt wurden, ist schwierig auf dem gleichen hohen Niveau zu halten. Neue Entwicklungen auf dem Weg zu innovativen Verbesserungen haben es schwer. Es besteht nur eine geringe Neigung, eingefahrene Wege zu verlassen.

Auf der InnoTrans 2024 diskutieren Sie mit uns zu dem Thema „Wir denken weiter: Wo steht die Bahnindustrie in 2035 und wie bauen wir dann?“  Was würden Sie heute auf die Frage antworten?

Die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung im Bereich der Instandhaltungsmaschinen wird zum Einsatz autonomer Maschinen führen. Diese werden wegen des Entfalls von Einrichtungen für die Mensch-Maschine-Kommunikation erheblich kostengünstiger gefertigt und eingesetzt werden können. Die Maschinen werden über ECTS automatisch zur Baustelle fahren und die Instandhaltung autonom durchführen. Über ein entferntes Steuerzentrum werden die Maschinen überwacht. Die Digitalisierung im Bahnbau und die Methoden von BIM sowie die Unterstützung von KI-Systemen werden zu einer erheblich verbesserten und effizienteren Arbeitsvorbereitung, Planung und Durchführung der Bauarbeiten führen. Der Einsatz der vorhandenen Mittel wird effizient mittels Unterstützung durch KI-Systeme erfolgen. Das Streckennetz der Bahn wird vollständig mittels absoluter Satellitenkoordinaten vermarkt sein und keine manuellen Vormessungen mehr benötigen. Der Trend zur Nachhaltigkeit wird sich verstärken – die Zukunft der Leistungsversorgung von schweren Oberbaumaschinen wird über Wasserstoffantriebe erfolgen.

Welche Milestones müssten wir setzen, damit das Bild einer starken Schiene mit einer stärkeren und noch leistungsfähigeren Bahninfrastrukturbranche 2035 greifbar wird?

Ein Milestone ist die Herstellung eines Bahnnetzes mit Fahrplänen, die eine hohe Pünktlichkeit garantieren. Die Reduktion der Zulassungszeiten von neuen Systemen in Europa muss deutlich beschleunigt und vereinfacht werden. Derzeit sind sie ein großes Hindernis für neue Entwicklungen und verursachen hohe Kosten. Weitere wären die vollständige Digitalisierung der Infrastruktur mit Angabe globaler und für alle nutzbare absolute Satellitenkoordinaten der Gleisanlagen sowie die Zulassung autonom arbeitender Maschinen.

Welchen Beitrag können Politik und Industrie leisten?

Die Politik kann den Schwerpunkt und die Vergabe öffentlicher Mittel für den Verkehr auf die Eisenbahn als nachhaltiges Verkehrsmittel konzentrieren. Der Ausbau der Infrastruktur sollte ein Schwerpunkt der Politik werden. Die Industrie kann durch Innovationen, Verbesserung der Koordinierung der Bautätigkeiten und die Optimierung der Prozesse zur Effizienz beitragen. Die Industrie kann durch den Einsatz von BIM und auf dieser Basis die interdisziplinäre Zusammenarbeit optimieren sowie dadurch Kosten reduzieren und die Verfügbarkeit der Eisenbahngleise erhöhen.