#Ausbildung erleben 18. Oktober 2023

Lernen mit detektivischem Gespür

Nirgendwo lernt es sich so gut, wie am „lebenden“ Objekt. An einem defekten Schaltschrank gingen unsere Azubis auf Fehlersuche. Was sie herausgefunden haben, und warum dies auch zu Hause wichtig ist, darüber berichtet Ausbilder Andreas Otto.

Nicht nur auf unseren Bauvorhaben, sondern auch auf unserem Firmengelände gibt es für versierte Mechatroniker*innen eine Menge zu tun. Vor Kurzem hatten wir z. B. einen technischen Defekt an einem unserer Schaltkästen im Außenbereich, der unter anderem unsere Beleuchtung, unsere elektrischen Tore und die Sicherheitskameras mit Strom versorgt. Ein Schaden an einem Kabel hätte dabei eine Schutzschaltung auslösen müssen. Weil dies aber nicht passiert ist, habe ich mich mit meinen Azubis aus dem ersten und zweiten Lehrjahr in den Fachrichtungen Landmaschinenmechatroniker (m/​w/​d) und Mechatroniker (m/​w/​d) auf Fehlersuche begeben. Dabei war einiges an detektivischem Gespür gefragt.

Als erstes galt es zu überlegen, wie wir dem Fehler auf die Schliche kommen. (Ich wusste natürlich, woran es lag, aber das wäre ja zu einfach gewesen ?.) Daher verglichen wir zuerst die Schaltpläne mit der Anlage, sprich die Bauteile und Betriebsmittelkennzeichen. Danach überprüften wir mit dem Spannungsprüfer die unterschiedlichen Potenziale, um zu sehen, ob die Spannung auch da ist, wo sie hingehört.

Für unseren nächsten Prüfschritt war es nötig, die Anlage freizuschalten, sie also von spannungsführenden Teilen zu trennen. Hierbei haben wir gleich die Gelegenheit genutzt, die dafür notwenigen Sicherheitsregeln noch einmal zu festigen. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Gefahren beim Öffnen einer sich in Betrieb befindlichen Anlage sehr komplex sein können. Daher ist es wichtig, bevor die eigentliche Arbeit beginnt, sich immer erst einmal mit allen Sinnen einen Überblick zu verschaffen. Wo können Gefahren entstehen, auch durch das Berühren unter Spannung stehender Teile? Welche Bereiche können auch nach Abschalten der Anlage noch unter Spannung stehen und wie können Gefahren vermieden werden?

Mit einem Installationstester wurden die elektrischen Widerstände überprüft.

Um das Ganze noch etwas herausfordernder zu machen, ließ ich meine Azubis zusätzlich die Hauptverdrahtung und die Betriebsmittel überarbeiten.  Dabei habe ich auch Handgriffe erläutert und Arbeitstechniken vermittelt. Aber wir mussten natürlich immer noch einen Fehler ausfindig machen und haben daher die Anlage messtechnisch auf Herz und Nieren getestet. Auf die Sichtprüfung folgte die Kontrolle der „Niederohmigkeit des Schutzleiters“. Dies geschieht über eine Widerstandsmessung. Danach wird die Isolationsmessung durchgeführtan, um Fehler auszuschließen. Anschließend haben wir die Anlage in Betrieb genommen und gemessen, ob die Ströme im Notfall hoch genug sind, um die Sicherung zum Auslösen zu bringen. Auch hier konnten meine Azubis und ich keinen Fehler finden.

Damit blieb nur noch, den Fehlerstromschutzschalter, auch FI-Schutzschalter genannt, selbst zu überprüfen. Ein solcher Schalter dient in elektrischen Anlagen als zusätzlicher Schutz, falls vorherige Schutzmaßnahmen, bspw. bei einer Beschädigung der Isolierung eines Kabels wie in unserem Fall, versagen. Der Schalter würde dann im Ernstfall in weniger als 300 Millisekunden auslösen und so Personen vor lebensgefährlichen Spannungen und Strömen schützen. Und tatsächlich zeigten unsere Messungen, dass der Schutzschalter defekt war. Also haben wir ihn ersetzt und im Anschluss den Schaltkasten gereinigt. Diese FI-Schutzschalter gibt es auch im heimischen Sicherungskasten. Auch hier sollte regelmäßig getestet werden, ob dieser funktionstüchtig ist. Geschieht das nicht, können Kontakte verharzen und die Funktion beeinträchtigt werden. Dafür braucht es aber keine angehenden Mechatronik-Profis von SPITZKE. Es genügt, in regelmäßigen Abständen den grauen Testknopf an der Vorderseite des FI-Schutzschalters zu drücken.

Nach der Überprüfung und Reparatur des Schaltschranks haben wir ihn gereinigten und mit neuen Schutzverblendungen versehen.

Andreas Otto ist Ausbilder für Elektroberufe. In seiner Freizeit zieht er gern mit seiner Kamera los. Eines seiner Lieblingsmotive sind „Lost Places“, insbesondere aufgegebene Industriestandorte.

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